Geboren am 19. Februar 1926, wuchs Maja zusammen mit
ihrer um ein Jahr älteren Schwester Verena in Niedererlinsbach
auf. Zuerst in einer Wohnung und später im jetzigen "Cäsar
von Arx" Haus an der Schmiedengasse. Ihr Vater, Cäsar
von Arx, war Schriftsteller. Er war der bedeutendste Schweizer Dramatiker
der 30er und 40er Jahre. Seine Dramen brachten ihm Ruhm, aber nicht
immer eine gesicherte Existenz. Die Sommermonate verbrachte die
Familie oft in Iseltwald, dort in der Abgeschiedenheit konnte der
Vater arbeiten. Maja besuchte die Schule in Brienz. Schon früh
zeigte sich die zeichnerische Begabung von Maja. Erhaltene Kinderzeichnungen
bezeugen dies.
Nach Basel vervollständigte Maja ihre Ausbildung
an der Kunstgewerbeschule in Bern. Dort lernte sie die Keramikerin
Verena Müller kennen. Sie gingen zusammen nach Paris, lebten
in einer einfachen Unterkunft, mieteten ein Atelier und nahmen Unterricht
an der Ecole des Beaux Arts. Das Nachkriegsparis muss eine faszinierende
und inspirierende Zeit für die Beiden gewesen sein.
Dann kam der 14. Juli 1949. Ein Tag, den Maja ein Leben lang nicht
vergessen sollte. Ein Ereignis, das sie Jahrzehnte später noch
beschäftigte. Der Tod ihrer Eltern. Trudi von Arx starb im
Kantonsspital Aarau an den Folgen einer schweren Krankheit, Cäsar
von Arx schied noch am gleichen Tag freiwillig aus dem Leben. Denn
er hatte die Kraft nicht, ohne seine geliebte Frau weiter zu leben.
Unterstützt wurde Maja während dieser schweren Zeit durch
die engsten Freunde ihres Vaters: August und Rösli Kamber-Gisiger.
Wie auch von Verena Müller. Mit ihr hatte Maja eine Künstlergemeinschaft
im Hause ihrer Eltern begonnen.
August Kamber erhielt vom Kanton Solothurn den Auftrag,
den literarischen Nachlass von Cäsar von Arx zu ordnen. Dieser
befindet sich in der Zentralbibliothek in Solothurn. Sein Sohn,
Dr. Urs Kamber war später für die Edition der Werkausgabe
verantwortlich.
Maja war jetzt freischaffende Grafikerin. Sie illustrierte
Kinder- und Jugendbücher. Sie arbeitete - wie ihr Vater - hart.
Denn sie war eine Perfektionistin. Und es dauerte oft Tage, bis
sie mit einem Entwurf zufrieden war. Jedes Detail musste stimmen.
Sie konsultierte Bücher aus der Zeit, um zum Beispiel historische
Kostüme getreu wieder zu geben.Später unterrichtete sie
Teilzeit an der Bezirksschule Hägendorf und an der Berufsschule
in Aarau. Auch hier wieder war sie Perfektionistin. Ihre Vorbereitungen
nahm sie genau.
In all den Jahren war Maja eine passionierte Bergsteigerin,
Skifahrerin und Langläuferin. Kaum hatte es geschneit, ging
sie mit ihren Skis in den Jura. Wie oft sah ich sie gegen Abend
zum Gugen hinauf wandern, um den Sonnenuntergang zu bestaunen.
Maja liebte die Natur, sie war auch stark mit unserem
Dorf verbunden. So kämpfte sie in den frühen Sechzigerjahren
an vorderster Front mit Mut und Beharrlichkeit gegen den geplanten
Waffenplatz im Hard. Es sei ein Eingriff in die Natur, sagte sie
an einer Live-Sendung des Fernsehens. Damals war es noch eine kleine
Sensation "am Fernsehen zu kommen." Ihr Gespür, Erhaltenswertes
zu schützen, erlebte ich, als ich mit ihr zusammen in der Arbeitsgruppe
für die Renovation des Alten Schuelhüsli auf dem Dorfplatz
Niedererlinsbach war.
In diesem Alten Schuelhüsli war Jahre später,
1999, die Ausstellung Vater und Tochter zu sehen. Sie war Cäsar
und Maja von Arx gewidmet und zeigte das Werk des Vaters und der
Tochter.Viele Leute kamen aus dem Dorf und erinnerten sich ihrer
eigenen Kindheit beim Betrachten der Vitrinen mit den Büchern,
Manuskripten, Briefen und persönlichen Dingen des Dramatikers.
Manche von ihnen hatten nämlich den Dichter noch gekannt. Jüngere
Besucher stellten vor den Werken von Maja von Arx stehend verblüfft
fest, dass diese und jene Illustration ja ihr Schulbuch "amächeliger"
gestaltet hatte.
Dass diese Ausstellung zum 50. Todesjahr ihres Vaters gezeigt werden
konnte, war für Maja eine Sternstunde. Und dass die neu gegründete
Theatergruppe Erlinsbach, unter der Leitung von Willi Stadler im
Jahr 2001 das Stück ihres Vaters "Vogel friss oder stirb"
aufführte, war eine weitere Sternstunde für Maja. Sie
war für den Regisseur und für die Theatergruppe eine wertvolle
fachliche Begleiterin. Sie wurde ihnen zur Freundin. Abend für
Abend sass Maja bereits vor der Aufführung im Theaterbeizli
auf dem Löwenareal. und verfolgte anschliessend das Spiel.
Zusammen mit den Theaterleuten erfreute sie sich am ausverkauften
Haus und am Erfolg des Freilichtspiels weit über die Dorfgrenze
hinweg.
Denn der Erhalt des Werks ihres Vaters war ihr ein
zentrales Anliegen. Aus diesem Grunde rief Maja von Arx 1998 die
Cäsar von Arx Stiftung ins Leben.
Sie wusste über fünf Jahre von ihrer Krankheit.
Eine Handvoll naher Freunde waren eingeweiht. Sie alle haben den
Wunsch Majas - auf Stillschweigen - respektiert. Maja wollte kein
Mitleid. Sie klagte nie, auch nicht als die Schmerzen kamen. Sie
versuchte, trotz Einschränkungen, so lang wie möglich
ein "normales Leben" zu führen. Beigestanden ist
ihr dabei ihre treue Freundin Verena Schmid-Müller. Sie starb
am 18. Februar 2003, einen Tag vor ihrem 77. Geburtstag.
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